Gleiche Sprache, andere Sitten: Auswandern nach Österreich

Österreich hat einen attraktiven Arbeitsmarkt für Deutsche – und die Deutschen wandern gern nach Österreich aus. Nach der Schweiz und den USA liegt die Alpenrepublik auf Platz drei in der Gunst der Deutschen. Im Jahr Rund passieren bis zu 18.000 Deutsche die Grenze, um zu bleiben.

Die Statistik Austria zählte mit dem Stichtag 1. Januar 2011 insgesamt 146.392 deutsche Staatsangehörige in Österreich – immerhin doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Die meisten Deutschen siedeln sich in Wien und Umland an. Einige aber auch in Tirol. Viele der deutschen Einwanderer sind in Österreich, um zu studieren (30.000). Doch mehr als 83.000 waren 2010 als Arbeitnehmer bei der österreichischen Sozialversicherung angemeldet, viermal so viele wie im Jahr 2000. Der Großteil fand Arbeit im Tourismus, auch Bereiche wie Gastronomie und Handel sind sehr frequentiert. Hochqualifizierte Deutsche wie Ingenieure, Juristen und Spezialisten im Bankensektor sind in Österreich sehr geschätzt. Nach einer Analyse des Österreichischen Integrationsfonds ist der Akademikeranteil unter den deutschen Wahlösterreichern dreimal so hoch wie jener der Österreicher. Für einen Teil gerade der höher qualifizierten Arbeitskräfte ist Österreich nur eine Durchgangsstation: Sie nehmen die Chance wahr, mit einer befristeten Entsendung ins Ausland eine Karrierestufe höher zu klettern.

Hochqualifizierte Spezialisten sind gefragt

Österreich konnte in den letzten Jahren eine geringere Arbeitslosenrate vorweisen als Deutschland. Beim AMS, dem Arbeitsmarktservice Österreich, waren im ersten Halbjahr 2014 durchschnittlich 26.679 sofort verfügbare Stellen gemeldet. Allerdings kamen auf eine freie Stelle 12 Arbeitssuchende, dennoch werden Auswanderer mit deutschen Tugenden in Österreich gern gesehen, die österreichischen Arbeitgeber suchen neben Kräften für die landestypisch stark ausgeprägte Gastronomie auch immer wieder hochqualifizierte Spezialisten wie Ingenieure, technische Chemiker und Biochemiker, Informatiker, Kunststofftechniker oder Industrielogistiker.

Entspannter und gelassener arbeiten

So hochgeschätzt die deutschen Tugenden am Arbeitsplatz sind – im Privatleben geht der Deutsche oder besser der „Piefke“ dem Österreicher auch mal auf die Nerven. Die Piefkes nerven mit ihrer Humorlosigkeit, Pedanterie, Besserwisserei und zwanghaften Pünktlichkeit.

Der Österreicher hingegen lebt gerne etwas gelassener. Diese Mentalität findet sich natürlich auch im Berufsalltag wieder. Die Hierarchien sind flacher und Entscheidungen dauern länger. Das Auswandern nach Österreich ist eher einfach: Wer einen Arbeitsplatz hat oder selbstständig tätig ist und eine Krankenversicherung vorweisen kann, ist grundsätzlich zum Aufenthalt für mehr als drei Monate berechtigt. Nach drei Tagen Aufenthalt muss der EU-Bürger bei der örtlichen Polizei oder beim Gemeindeamt den Ortswechsel angeben. Über die finanzielle Zukunftsvorsorge und Risikoabsicherung informieren Finanzdienstleister wie Swiss Life Select. Nach fünf Jahren rechtmäßigem und dauerhaftem Aufenthalt kann ein Deutscher die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen.

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